Chronik

Im Frühjahr 1914, kurz vor Beginn des 1.Weltkriegs, kamen 12 junge Männer im Gasthaus „Zum Lamm“ zusammen, um einen Turnverein zu gründen. Bei dieser Gründungsversammlung wurden gewählt: Als Vorstand der Lehrer Hermann Heller, als Schriftführer Riedrich Klink. Die Kasse übernahm Gottlob Schock, der gleichzeitig auch als Turnwart fungierte. Als Ausschußmitglieder erklärten sich Hermann Börkircher, Karl Weng und Gottlob Weller bereit.
Ziel war die Hege des Vereinsturnens, in der Deutschen Turnerschaft vereint.

Geturnt wurde im Freien auf dem hinteren Wasen, das ist das Gelände des heutigen Feuerwehrmagazins. Hauptdisziplin waren zuerst die Freiübungen, bis das erste Gerät, ein Reck für RM 45,- gekauft werden konnte.

Noch ehe aber recht begonnen war, wurde die rührige Vereinsarbeit schon bald unterbrochen, es begann der 1.Weltkrieg und die jungen Leute wurden eingezogen und mußten Soldat werden. Im November 1918, als der 1.Weltkrieg zu Ende war, gab es eine traurige Bilanz. 25 Vereinskameraden kamen nicht mehr in die Heimat zurück.

Bald darauf kamen die Vereinskameraden wieder zusammen und wählten Hermann Entenmann zum Vorstand. Zum Turnen stand damals das Reck zur Verfügung, das vor dem Weltkrieg gekauft worden war. Bald darauf kam dann noch ein Holzbarren dazu, den Otto Schüle angefertigt hatte und lustig wurde im „Freien“ weitergeturnt, bis im Jahr 1921 die erste „Turnhalle“ erbaut wurde. Es war ein Holzschuppen mit 6x4 m, etwas klein, aber immerhin so kurz nach dem Krieg eine beachtliche Leistung.

Auch ging man daran, den Gerätestand zu erhöhen.

Turnverein im Jahre 1920 Die Vereinsriege aus dem Jahre 1920
Frauenriege 1927/28
von links: Julie Maier/Rapp, Hara Ulmer/Rügamer, Lydia Grün, Elsa Grün/Arnold, Luise Rommel/Kohler, Hedwig Leonberger/Bauer, Hetzinger, Eugenie Rügamer/Schunter, Frieda Ehmann/Schüle
Männerriege 1927/28
von links: Gottlob Blessing, Ernst Blumhardt, Eugen Grün, Wilhelm Ehmann, Robert Rügamer, Willi Schneider, Wilhelm Braun, Kar1 Rommel, Wilhelm Strieter, Rudolf Schaad, Karl Müller, Willi Wahl, Erich Rügamer
Vereinsriege 1929
Gau-Waldlaufmeister 1929 in Oberstenfeld

Die Sportkameraden Gottlob Rittberger und Karl Schneider, die beide bei der Eisenbahn beschäftigt waren, opferten ihre Freifahrscheine und fuhren nach Frankfurt und Chemnitz, wo sie für den Verein ein Pferd und einen eisernen Barren kauften.
Die Erfolge stellten sich dann dank der besseren Übungsmöglichkeiten bald ein. Beim Gauturnfest 1920 in Oßweil und beim Gauturnfest 1921 in Winnenden hat die Vereinsriege recht gut abgeschnitten.

Dann kam das Jahr 1923. Die Generalversammlung beschloß mit Mehrheit zu Beginn des Jahres, aus der „Deutschen Männerschaft“ auszutreten und unter dem Namen „Sportvereinigung“ dem Arbeiter-Turn- und Sportverband beizutreten. Als ersten Vorstand wählte der neue Verein Karl Pfitzenmaier und erster Turnwart wurde Karl Hilt.

Die den Wechsel nicht mitmachenden Mitglieder turnten weiter bei der „Deutschen Turnerschaft“ und waren dem Schillerturngau angeschlossen. Gewählt wurde bei der „Deutschen Turnerschaft“ als Vorstand Karl Blessing und als Turnwart Hermann Beyerle.

Die Spaltung des Vereins war somit perfekt.

Die „Deutschen Turner“ hatten es in der Hauptsache ihrem Vorstand Karl Blessing und dem Turnwart Hermann Beyerle zu verdanken, daß die ersten schweren Jahre nach der Trennung gut überstanden werden konnten.

Beide Vereine konnten mit ihren Vereinsriegen und einer beachtlichen Zahl guter Einzelturner und Leichtathleten schöne Erfolge für sich verbuchen. So erzielte die Sportvereinigung bei den verschiedensten Sportfesten, unter anderem in Oberurbach, Zuffenhausen, Waiblingen, Beutelsbach, Ulm und Stuttgart zahlreiche 1. und 2. Sieger.

Bis zum Ausbruch des 2.Weltkriegs haben die Turner an allen Gauturnfesten mit ihren Vereinsriegen teilgenommen. Besonders das Jahr 1929 war für die „Deutschen Turner“ besonders erfolgreich. Vom Jugendturntag in Marbach, Gauturnfest in Sulzbach und dem Landesturnfest in Heilbronn brachten sie jeweils einen 1. Sieg mit nach Hause. Der Waldlauf in Oberstenfeld brachte der Mannschaft im 5000-m-Waldlauf den Gaumeister.

Im Jahr zuvor, 1928, besuchten die Vereinsriegen das Deutsche Turnfest in Köln und konnten 1933 beim Deutschen Turnfest in Stuttgart sehr erfolgreich teilnehmen.
Wenn auch die Trennung 1923 sehr zu bedauern war, so wertvoll war sie doch in sportlicher Hinsicht. Die Sportler hatten Konkurrenz und der Ehrgeiz wurde geweckt. Daraus sind wohl die Erfolge beider Vereine begründet.

Die Pflege der Kameradschaft lag bei den Vereinen Bauarbeiten an der TV-Halle (1930) sehr am Herzen. Es gab Wanderungen in die nähere Heimat, Sommerfeste und Weihnachtsfeiern, lebhafte Ausschußsitzungen und Generalversammlungen. Der Turnschuppen, der 1921 gebaut worden war, entsprach schon lange nicht mehr den sportlichen und gesellschaftlichen Bedürfnissen. Beide Vereine kauften sich Grundstücke, um eine vereinseigene, neue Turnhalle zu erstellen. Die Sportvereinigung in der Brunnenstraße, die Deutschen Turner in der Gartenstraße. Der Ehrgeiz war wieder geweckt. 1930 konnten dann die Turnhallen festlich eingeweiht werden.

Beide Vereine hatten schon seit Jahren eine gute Breitenarbeit geleistet, was Ihnen jetzt wieder zugute kam. Dann kam das Jahr 1933, die Sportvereinigung wurde zwangsweise aufgelöst, ihre Halle und das Vermögen wurde beschlagnahmt und zum Kindergarten und NSDAP-Räumen umgebaut.

Der Turnverein arbeitete jedoch weiter, war bis zum 2.Weltkrieg bei allen Gauturnfesten und brachte noch manchen Sieg mit nach Hause. Unter anderem erhielten sie beim Gauturnfest in Winnenden mit ihrer Turnerriege und mit einer 4x100-m-Staffel je den 1. Preis.

Die Sängerabteilung wurde 1931 gegründet aus den Sängern der Sportvereinigung, die im Arbeitersängerbund zusammengeschlossen waren. 1933 übernahm Robert Rügamer den Taktstock bei der Sängerabteilung, die nun zum Schwäbischen Sängerbund gehörte. Die Sängerabteilung wuchs, die Fortschritte wurden hörbar und so konnten sie 1936 in Fellbach recht gut abschneiden. Während des 2.Weltkriegs kam dann auch das Vereinsleben langsam zum Erliegen, aber noch spielte am Anfang eine Faustballmannschaft und die Sänger sangen noch, bis auch das vollends zum Erliegen kam.

Bauarbeiten an der TSV Halle (1930)

Am 5.April 1946 trafen sich dann wieder einige Mitglieder der beiden früheren Vereine auf dem Rathaus. Der Erfolg der Zusammenkunft war der Zusammenschluß beider früherer Vereine unter dem Namen „Turn- und Sportverein“.

Am 1. Juni 1946 fand dann die erste Generalversammlung nach dem Kriege statt. Zum Vorstand des neugegründeten Turn- und Sportvereins wurde Karl Obermüller gewählt, Schriftführer wurde Willi Wahl und die Vereinskasse wurde in die Hände von Friedrich Ehmann gelegt. Die Mitgliederzahl betrug am 1. Juni 1946 - 45 Personen.
Festumzug Gauturnfest in Winnenden (1932)
Turnhallen Einweihung (1932/33) Seppltanz beim Gauturnfest in Winnenden (1932)
Auch in der Kriegsgefangenschaft wurde Sport getrieben
Vereinsriege 1929

Bald wurde es nun wieder lebendig im Verein, die einzelnen Abteilungen standen wieder. Als im Oktober 1947 Robert Rügamer aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, nahm er den Taktstock der Sängerabteilung wieder in die Hand und anläßlich der Fahnenweihe am 11. Juni 1950 trat auch der je etwa 30 Sängerinnen und Sänger zählende „Gemischte Chor“ an die Öffentlichkeit. 1952 begingen die Sängerinnen und Sänger mit einem Konzert das 25-jährige Dirigentenjubiläum, bei dem die gesamte Chorvereinigung Rügamer mitwirkte. 1960 feierte man dann das 10-jährige Jubiläum des gemischten Chors.

Aber auch die Turnerinnen und Turner hefteten in den Nachkriegsjahren zahlreiche schöne Siege an die Fahnen des Vereins, unter anderem beim Kreisturnfest in Murrhardt und beim Gauturnfest 1951 in Bettringen, beim Deutschen Turnfest 1953 in Hamburg, beim Landessportfest in Ulm und beim Gauturnfest 1955 in Endersbach, bei Gerätewettkämpfen in Ingersheim, Zuffenhausen, Erdmannhausen, Erbstetten sowie beim Landesturnfest 1956 in Ulm und nicht zuletzt beim Deutschen Turnfest im Jahre 1958.

Am 23.August 1958 wurde dem Verein auch eine Fußballabteilung angegliedert. Schon bei der Neugründung 1946 meldeten sich Freunde dieser Sportart zu Wort. Im Jahre 1947 wurde die Sportplatzfrage erneut angeschnitten. 10 Jahre später wurde der Ruf einer Fußballabteilung immer lauter und 1958 war es dann endlich soweit. Zuerst mußte auf den Fußballplätzen in Weiler z. Stein und Nellmersbach gespielt werden, die freundlicherweise von den dortigen Vereinen zur Verfügung gestellt wurden. Im Dezember 1958 wurden dann die Talwiesen von der Gemeinde gepachtet und der Abteilung als Spielfeld zur Verfügung gestellt. Ende Juli 1959 war der Sportplatz dann bespielbar und konnte erstmals in Betrieb genommen werden.
Im Jahre 1959, also 45 Jahre nach der Vereinsgründung, wurden 5 verdiente Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt: Karl Blessing, Paul Heller, Karl Weller, Karl Hilt und Friedrich Ehmann.
Leider sind diese Ehrenmitglieder nicht mehr unter uns, wir werden ihrer aber immer in Ehren gedenken.

Wir gedenken aber auch der Turnwarte und Idealisten Hermann Beyerle und Friedrich Amann, die dem Verein in sportlicher und kameradschaftlicher Sicht viel gebracht haben. A. Müller

Fahnenweihe 1950 (vor der ehemaligen Kirche)

Ehrenmitglieder des TSV Leutenbach:

Hermann Jenner
Albert Pfleiderer
Johann Schmidt Sen.

Vereinsvorstände:

Turnverein:

Hermann Heller 1914- 1918
Hermann Entenmann 1919 - 1923
Karl Blessing 1923- 1936
Albert Braun 1936-1945

Sportvereinigung:

Karl Pfitzenmaier 1923-1925
Eugen Klink 1925 - 1927
Karl Maier 1927-1930
Rudolf Grün 1930- 1933
Karl Weller 1933

Turn- und Sportverein:

Karl Obermüller 1946-1954
Karl Hilt 1955-1956
Alfred Rommel 1957-1958
Karl Obermüller 1959-1964
Albert Braun 1965-1968
Alfred Müller 1969 -heute

Kübelestanz der Turnerinnen bei der Jahresfeier 1955/56